Untergailtaler Dienstboten am Weissensee

Im Seelenstandsregister 1866 wurden alle katholischen Einwohner zum Stichtag vermerkt.

 

Neben einigen wenigen ortsansässigen katholischen Familien wie Martischnig vlg Plattner, beim Kraner die Ehefrau Rosalia geb. Ebenberger aus Pobersach mit Kindern, beim Naggler die Geschwister des Besitzers Schneeweiss aus Grünburg, gab es eine lange Liste von Dienstboten, Halterbuben, Knechte, Mägde.

 

Interessant daran ein auffallend großer Anteil aus dem Unteren Gailtal. Katholische Kinder ins evangelische Weissenseetal zu geben, ergab wenig Sinn. War die wirtschaftliche Lage dort wirklich schlechter als woanders, das die Kinder weggegeben werden mussten?

 

Wohl auch nicht. Eine mögliche Antwort liefert dieser Bericht aus der Facebook Seite „Karnitzen – St. Stefan im Gailtal“, wonach Kinder zum Erlernen der deutschen Sprache in „deutschsprachige Gebiete“ geschickt wurden. In den Gebieten östlich von Hermagor wurde zu der Zeit ausschließlich der slowenische Gailtaler Dialekt gesprochen. In dem vorhandenen Dokument ging es um Agnes Brandstätter, die nach Stockenboi geschickt wurde, um Deutsch zu lernen und um den versäumten Schulbesuch, der verschoben werden sollte.

 

Wie es den Kindern mit den damaligen Besonderheiten des Weissenseer Dialekts erging, ist leider nicht überliefert.

 

Die Antwort des Hermann Fritz an mich samt der Geschichte einer Tante möchte ich euch auch nicht vorenthalten:

 

 

„Dass die Untergailtaler ihre Kinder als Dienstboten in die deutschen Nachbartäler gegeben haben, damit diese dort Deutsch lernen, hat mir meine Großmutter oft erzählt. Nun konnte ich ein Dokument ausfindig machen, in dem das bestätigt wird. Die Großmutter hat mir auch eine lustige Geschichte über eine Tante erzählt, die auf Jahrmärkten lebende Hühner verkaufte. Ihre deutschen Sprachkenntnisse reichten gerade aus, um den Kunden den Preis zu nennen. Wenn also der Käufer um den Preis eines Hahns oder einer Henne fragte, bekam er zur Antwort: „Kikeriki fuchzahne, Kokoroko zwölfe!“ Nach der damaligen Währung werden das wohl Kreuzer gewesen sein“

©Heidi Fian

 

 

Quelle:  Michael Skihar - Alte Ansichten vom Weißensee in Kärnten

 

Bild von Michael Skihar
Bild von Michael Skihar
Dokument Seite Karnitzen - St. Stefan
Dokument Seite Karnitzen - St. Stefan