Überwiegend in der Winterzeit war in früheren Jahren der gesellige Brauch des „Bissn`s“ abgehalten worden.
Man besuchte befreundete Bauernhäuser auf eine urtümliche nur aus Eigenprodukten bestehende Jause mit natürlichem dazu passenden Getränk oder Aufguß. Gereicht wurden Speck, Hauswürstl`n und Bauernbrot sowie Tee mit selbst gebranntem Schnaps oder auch eigener Most.
Die jeweilige Sennerfamilie hatte einen eigenen, obligaten Bissertag jedes Jahr und zwar am Johannestag, den 27. Dezember auch unschuldiger Kindertag genannt. Die Halterfamilie bekam üblicherweise Hauswürsteln in Übergröße, das heißt diese Würsteln wurden eigens für die Almleute gemacht. Einen Laib Bauernbrot und ein schönes Stück Speck. Meistens wurden auch Getränke wie selbst gebrannter Schnaps oder Most mitgegeben.
Aufgezeichnet von Georg Stampfer
In der guten alten Zeit war die Tätigkeit des Kohlenbrennens, des sogenannten „Köhlers“ ein ständiger und alltäglicher Bestandteil des Ortsbildes bei uns im Bergland. Der Holzreichtum in unseren Gebirgstälern war wohl ausschlaggebend für diese harte Arbeit. Die üblichen Dorfschmiede und andere gewerbliche Handwerksbetriebe in unseren Orten konnten das fertige Produkt bestens für ihre Arbeitsabläufe einsetzen.
Die Kohlplätze und die sogenannte Kohlstatt, die Lagerhütte wie sie bei uns genannt wurden, sind den alten Bewohnern im Seetale noch aus Überlieferung in guter Erinnerung. Die Erfahrung am Feuerheizen am Halten der richtigen kleinen Hitze und am richtigen Aufbringen des Heizgutes und Kühlen desselben, mußte man unbedingt mitbringen. Die sogenannten Kohlplatzl befanden sich überwiegend an Wasserläufen wie Bächen oder auf Mooswiesen, also in unmittelbarer Seenähe um einen klaglosen Arbeitsablauf zu gewähren.
Die Nutzung anderer Energiequellen wie Elektrizität und Maschinenkraft lösten das Kohlenbrennen endgültig ab und machten es zu einem Vergangenheitshandwerk.
Aufgezeichnet von Georg Stampfer
In der Herbstzeit, also in der Zeit der Obstreife war überall hier zu Lande das „Mostpressen“ und „Einmaischen“ von geriebenen Pressobst Gang und Gebe. Die Obstpressen waren auf Einzelgehöften in Eigenbesitz oder auf Ortschaftsebene, also in Gemeinschaftsbesitz im Einsatz. Der gewonnene Apfelsaft oder Pressprodukt wurde zu kleinen Teilen zu unvergorenen „Apfelsaft“ durch Erhitzen pasteurisiert und haltbar gemacht. Der überwiegende Teil wurde jedoch zum äußerst beliebten „Gårmost“ in den Holzfässern verarbeitet. Der ausgegorene Most stellte doch das Hauptgetränk für die Familie am Bauernhof über das ganze Jahr dar. Er wurde in mehrfacher Form als Getränk verwendet und auch der Obstmaische für das „Schnapsbrennen“ zugesetzt. Das Quetschobst wurde in die sogenannten „Maischebottiche“ auch aus Holz bestehend, bei uns „Baszuba“ genannt, eingebracht und luftdicht verschlossen und bis zum Zeitpunkt des Schnapsbrennens in dafür geeigneten Kellerräumen aufbewahrt. Das Quetschobst war eigens dafür bestimmtes Spätobst wie Weinbirnen und Sprenzbirnen. In Neusach standen vormals die gemeinsame Quetschmaschine und die Obstpresse beim Stampfer.
Aufgezeichnet von Georg Stampfer
Im Spätherbst nach Möglichkeit vor dem größeren ersten Wintereinbruch wurden die Birkenäste, sprich „Birkenruten“ gehackt und auf den Hof nach Hause geholt.
In den Wintermonaten gab es dann Leerräume im Arbeitsablauf und diese wurden für die kleinen Nebenarbeiten wie eben auch das „Rutenbesenmachen“ genutzt. Auch zu dieser scheinbar recht einfachen Handwerkstätigkeit gehörte Erfahrung und Handfertigkeit. Die Besenruten wurden in Nebenräumen auf der Tenne gelagert. Das Um und Auf bei dieser Arbeit war das richtige Ausschneiden nach verschiedenen Größen der Äste und das anschließende gekonnte und perfekte Binden zu einem Besen mit einem dafür geeigneten Bindedraht. Nach dem Fertigstellen wurden die Besen durch Beschweren mit Gewicht wie Holzbalken auf lange Haltbarkeit in der Pranta gelagert.
Aufgezeichnet von Georg Stampfer
Das in unseren Breitengraden, sprich in unseren Gebirgstälern allseits bekannte „Holzfuhrwerken“, wie man hier am Weißensee richtig „Fuhrwerch`n“ dazu sagte, war nicht nur eine übliche und der Jahreszeit angepaßte Arbeit. Diese mit viel Aushaltevermögen wegen oftmals klirrender Kälte und teilweise mit großen Schneemengen verbunden, darüber hinaus auch harte Arbeit wegen Holzladetätigkeit in unwegsamen Gelände brachte als nutzvollen Nebeneffekt den Einen und Anderen Schilling als wertvolles Zubrot im kargen Bauerneinkommen. Es war für die Jungbauern ein kleines Lumpergeld übers Jahr. Der früher allseits bekannte Blochschlitten mit Nachläufer war das Transportgerät und der treue Diener des Bauern, ein brauchbares Nutzpferd mit geübten Fahrer dieses Gespannes bildeten eine eingespielte Einheit für diese beschwerliche Winterarbeit.
Oftmals war es notwendig, nach ergiebigen Schneefällen, tagelang mit viel Ausdauer von Hand mit der Schneeschaufel die kilometerlangen Fuhrwege freizumachen und für das „Fuhrwerch`n“ bereitzustellen. Eine Arbeit mit viel Entbehrungen, mit Frühaufstehen, guten und gekonntem Umgang mit Pferd und Gerät und Einsatzfreude verbunden, aber dennoch gehörte sie zum festen Bestandteil im winterlichen Bauernleben.
Aufgezeichnet von Georg Stampfer
Das für ein bestimmtes Vorhaben oder einen notwendigen Zweck geschlägerte und entrindete Nutzholz oder auch Brennholz wurde bis Mitte der Achtziger Jahre im vorigen Jahrhundert zur Gänze von Hand aus dem Wald an die festen Abfuhrwege im Tal oder auch Forstaufschließungswege im Gelände, sowie bei uns hier an den See gebracht.
Dieses sogenannte „Holzliefern“ erforderte eine gewisse Menge an Erfahrung im Anlegen der richtigen Liefertrasse, sprich Nutzung von natürlichen Waldrunsen, bei uns die „Holzriesen“ genannt und darüber hinaus im Herrichten, sprich Bauen der sogenannten „Loit`n“, also einer kompakten, funktionierenden Leitgasse für das zu Tal bewegende Holz. Aus diesem Grunde wurden auch alle Faktoren, sprich „Vort`l“ ausgenutzt, um diese beschwerliche und kräfteverzehrende Arbeit zu erleichtern.
Das Schlägern des Holzes wurde wenn möglich auf die passende Mondphase den „Schein“ abgestimmt, damit das Holz bis zum Lieferzeitpunkt gut austrocknet und dadurch leichter vom Gewicht wird. Alle günstigen Witterungseinflüsse wurden ausgenützt, wie Regen, Schnee und gefrorener Boden. Beim Einliefern in den See und dem allseits gut bekannten „Holzeinbinden“ zu einem üblichen „Weißenseer Holzfloss“ mussten geübte und erfahrene Holzleute mit von der Partie sein, um diese beschwerliche und eine Menge an Geschicklichkeit erfordernde Arbeit ordnungsgemäß und erfolgreich bewerkstelligen zu können.
Die damit verbundenen Ausnahmeessen mit gutem, kräftigem und ortsüblichen Aufguß entlohnten für diese harten und mühseligen Einsätze!
Aufgezeichnet von Georg Stampfer
Der Bauer als Selbstversorger war in der alten Zeit ein Realitätsbegriff und so wurde auch aus eigenen Materialien wie Hanf, bei uns am Weißensee das „Haår“ genannt, Hanfstricke gefertigt.
Der Hanf, sprich „Haår“ wurde geerntet, gezogen das sogenannte „Haårraf`n“, diese Hanffasern wurde im Frühherbst ausgebreitet zum Trocknen aufgelegt, sie sollten durch die Sonnenkraft gebleicht und brüchig werden.
Das „Haår“ wurde zu den sogenannten „Besl“ zusammengebunden wie die Getreidegarben. In der Brechelstube, sprich „Bådstub`n“ im Seetale genannt, wurde dann am Brechelofen das Haår gedörrt um es brüchig und spaltbar zu machen.
Beim „Brecheln“ mit der „Brechel“ wurden die gedörrten Hanffasern im warmen Zustand mit der sogenannten „Brechel“ zerschlagen.
Beim „Hacheln“ wurden die Fasern geteilt in die „Reischt`n“ mit der „Grobhachel“ die groben Fasern und das „Werch“ mit der „Feinhachel“ die feinen Fasern.
Für das Ausgangsmaterial wurden die „Reischt`n“ und das „Werch“ nicht getrennt. Die eigentliche Arbeit des „Strickmachens“ ging dann in den Wintermonaten über die Bühne. Es brauchte ein gewisses, lang genug angetragenes Platzangebot in der Tenne zur Ausführung dieser Tätigkeit.
Die Pranta beim Stampfer mit der angeschlossenen Hocheinfahrt eignete sich gut dafür.
Der „Strickmachertriebel“ oder auch „Strickmacherhaspel“ genannt zum Verwinden und Anziehen der gespannten Fasern der „Strickmacherlaufwagen“ und dazwischen der „Kloben“ auch vom „Strickmacher“ selbst angefertigt aus „Buchenaststammausgängen“ vom Stamm der Rotbuche fachmännisch gewonnen, waren für diese vormalige Bauernarbeit eine unbedingt notwendige Voraussetzung zur Fertigung der Hanfstricke. Der Hanfstrick fand rund übers Jahr am Bauernhof Anwendung. Vom Ackererde aufführen im Frühjahr, beim Ackerumbau angefangen, über das Wischbaumbinden beim Heuwagen, beim Binden des Heuschlittens beim Heuziehen, beim Aufziehen beim Bau und vielen anderen Arbeiten am Bauernhof bis hin zum Flößen.
Diese Tätigkeit war also ein wertvoller Baustein im Jahresablauf des Selbstversorgers, sprich für die alten Bauersleute.
Aufgezeichnet von Georg Stampfer
Ein überaus lustiger und schöner, alter Brauch der nicht abkommen darf hier am Weißensee. Ein „Junggeselle“ muß heimlich bei seiner „Angehimmelten“ angetroffen und überrascht werden. Es gibt dann eine ausgiebige Feier mit genüsslichen Jausnen und natürlich mit einem kräftigen, erfrischenden Aufguß.
Selbstverständlich zur Gänze auf Kosten des glücklich überraschten Romeo`s.
Also ein Appell an alle Weißenseer jungen Burschen, låßt`s diesen g`standenen Brauch nur nit abkömman. Dås Håns`n“ soll Bestand bleiben im Weißenseetale!
Aufgezeichnet von Georg Stampfer
Ein uralter Brauch in unseren Dörfern stellte wohl das „Aufstellen des Kirchtagsbaumes“ dar. Der gesamte, gesellige und hoch unterhaltsame Ablauf dieses „Kirchtagsbrauches“ wurde von den „Zechburschen“ gestaltet.
Der aufgestellte Baum muß bis zu seiner Versteigerung, also rund um die Uhr streng bewacht werden.
Also zähes Durchhaltevermögen, Frohsinn, Trinkfestigkeit und gute Laune waren Grundvoraussetzung. Als Grundmanifeste für Kameradschaft sollte dieser schöne, alte Brauch auf alle Fälle zu einem festen Bestandteil für die Zukunft am Weißenseer Kirchtag gehören.
Aufgezeichnet von Georg Stampfer
Ein hochgeselliger Osterbrauch, der ebenfalls viel Basis für Kameradschaft und Zusammenleben unter der Jugend schafft.
Am Karsamstag in der Nacht auf Ostersonntag sammeln sich alle Junggesellen, also ledige junge Burschen, um gemeinsam mit viel Frohsinn und Spaß, die ebenfalls ledigen Dirndln im Tale aufzusuchen um das schön „bemalte Osterei abzuholen“. Natürlich gehören deftige Jaus`n und kräftige Trinkeinlagen, Aufsagen von lustigen Reimen und frohes Singen zu diesem alteingesessenen Weißenseer Brauches dazu, wie das Amen im Gebet!
Am Ostersonntag und auch am Ostermontag gehörte das „Eierwölg`n“ auf zwei überkreuzten Heurechen und das „Eierpeck`n“ zum geselligen Ablauf dieser heiteren Osterbräuche.
In Bausch und Bogen sei als Resümeè gesagt, junge Weißenseer Leut, lei nit lockerlassen weitermachen, den schian Brauch nit vakömman låss´n.
Aufgezeichnet von Georg Stampfer
DER HÖCHSTE BADESEE DER ALPEN, wie der WEISSENSEE seit langer Zeit wohlwollend zitiert wird, ist zu Recht wohl der bekannteste und zugleich prädestinierteste aller Kärntner Seen, wenn der Begriff des FLÖSSENS in den Mund genommen wird.
Geographisch bedingt, ein idyllisches, abgeschiedenes Hochtal, als einzigartiges, ruhiges, BEZAUBERNDES JUWEL, eingebettet auf fast 1000 m Seehöhe unsere Heimat, DER WEISSENSEE.
Alle urstämmigen Bauern hatten ihre Besitzungen wie Ackerflächen, Wiesenflächen, Weiden, Bergmähder, Waldflächen und Almen rund um den gesamten See zu bewirtschaften.
Es gab in der Vorzeit keine wesentlichen, zusätzlichen Erschließungen durch Wege aller Art. Eine historische, sich harmonisch ins Ortsbild im gesunden Einklang mit der Natur fügende schlichte HOLZBRÜCKE aus dem 11. JAHRHUNDERT bot eine Verbindung über den See von der sogenannten „SONNSEITE“ IN DIE „SCHATTSEITE“.
Aus allen diesen realitätsbezogenen Erkenntnissen bildete das FLÖSSEN seit jeher einen wesentlichen traditionellen und zu guter Letzt notwendigen Bestandteil IM ARBEITSLEBEN DER BAUERN.
Dieser ereignisreiche Bogen des FLÖSSENS spannte sich über den Großteil eines JAHRESABLAUFES.
Beginnend im sogenannten FRUAHJÅHR – FRÜHLING, mit dem MISTFLÖSSEN, hauptsächlich in den westlichen Ortschaften, am kleinen Seeteil wie Gatschach und Oberdorf zu sehen gewesen.
Ein absoluter Hauptbestandteil war natürlich die Heu- und Grummeternte, wo im unteren Seebereich, sprich der Ortschaft Neusach eine überaus rege Flössertätigkeit in die Schattseite zu den Feldern und Wiesen und Äckern sich abspielte.
Es muß erwähnt werden und sollte nicht vergessen werden, daß auch die Getreideernte, in späterer Jahresfolge die Kartoffelernte mit dem Floß über die Bühne ging.
Und schlußendlich, damit auch eine äußerst beschwerliche und für den Weißensee traditionelle Bauernarbeit unbedingt aktenkundig erwähnt bleibt, das HEUZIEHEN.
Von den BERGMÄHDERN, wie WURDEN und PELLOSCHEN, zum Teil STOSIA und THÖRL wurde das Bergheu durch die Heuwiesen zum Seeufer gebracht.
Das zwischen HEUMAHD und GRUMMETMAHD gemähte und in den HEUSCHUPFEN eingebrachte Bergwiesenheu, wurde im Spätherbst, meist im Monat November durch die berüchtigten, allseits bekannten HEURIESEN, WURDENRIESE UND PELLOSCHENRIESE, unter großer, gefahrvoller körperlicher Anstrengung auf den sogenannten HEUSCHLITTEN zu Tal gebracht und am Seeufer auf dem mehrfach angeführten HOLZFLOSS zum HEIMATHOF geflößt.
Alle diese Flössereinsätze wurden in den Anfängen nur von Hand bewerkstelligt, also mit reiner MANNESKRAFT wurden die beladenen Flösse, mittels RUDERN bewegt.
In späteren Jahren ersetzte die einsetzende Technik, sprich AUSSENBORDMOTOR die mühsame Handarbeit des Ruderns.
Natürlich sollte zum Abschluß eine hoch aktuelle, im speziellen Fall für den Weißensee auf Grund seiner ausnahmeträchtigen, geographischen Gegebenheiten Flösserarbeit nicht in unserer Nacherzählung fehlen.
Das weit über das Weißenseetal hinaus bekannte HOLZFLÖSSEN.
Das aus abseits gelegenen, unerschlossenen Waldstücken, geschlägerte, entrindete Rundholz wurde mit viel Erfahrung behaftet, fachgerecht durch die sogenannten HOLZRIESEN ans SEEUFER geliefert, das bekannte HOLZLIEFERN und in für den Weißensee von der Bauart eigenständigen, üblichen, funktionell großartig durchdachten HOLZFLÖSSEN für den Weitertransport am See zu einer ortsüblichen HOLZAUSZIEHROHNE eingeschwemmt. Diese sogenannten Anlegeplätze wie die MÜHLROHNE in NEUSACH oder auch im THALAS in TECHENDORF – SCHATTSEITE, wie schlussendlich in PRADITZ am WESTUFER, sprich in OBERORTSEE, waren allseits bekannt.
Dieses über den Weißensee hinaus bekannte HOLZEINBINDEN, wie die Arbeit des FLOSSERRICHTENS, bezeichnet wurde, verlangte viel Erfahrung, Mut, Geschicklichkeit und Können.
Ich wünsche und hoffe, Sie haben aus diesen Zeilen eine kleine Rückblende in vergangene Jahre erhalten und haben eine wertvolle, schöne Erinnerung und einen nachhaltigen, bleibenden Eindruck an eine typische, traditionell angehauchte WEISSENSEER BAUERNARBEIT – DAS FLÖSSEN
Aufgezeichnet von Georg Stampfer