Aus dem Kärntner Landesarchiv 1783-1784 Enteignung der Messnerhube
Akt zur Enteignung des ehemaligen Mesners und nun Evangelischen Christoph Zöhrer von St. Martin in Gatschach.
Inhalt u.a. Schreiben: Pfleger Mathias Prandstetter Greifenburg, Kreisamt Villach, Steueramt Steinfeld Franz von Ankershofen, Gubernium Graz (Landesregierung), Franz Anton von Glaunach k.k. Landessekretär Herzogtum Kärnten
1781 erließ Kaiser Joseph II. das Toleranzpatent. In Weißbriach und am Weissensee erklärte sich ein Großteil der Bevölkerung als evangelisch. Auch die beiden Messner Georg Traar und Christoph Zöhrer. Daraufhin wurden sie von ihren freistiftlichen Huben abgestiftet. Freistift bedeutete, das Lehen konnte jederzeit gekündigt werden.
Aus dem vorliegenden Schriftverkehr August 1782:
Eine Beschreibung der Messner Hube in Gatschach als ein von Holz erbautes Wohnhaus, darin eine Rauch-Stube oder Kuchl, eine andere Wohnstube, 2 Kammern und ein Keller. Ein separiertes Futterhaus mit darunter befindlicher Stallung. Grundstücke 18 ¼ Acker weit. An Wiesen Mahd eine Wiesen am Kreuzberg 6 ¼ Acker weit. Weide und Wald mit der Nachbarschaft gemeinsam.
November 1782 vom Gerichtspfleger Prandstetter Greifenburg:
Die Messnerleute sollen von ihrem Besitz „entsetzt“ werden. Neuer Messner und Schullehrer in Gatschach 14 Michael Fux katholisch, verheiratet, aus Draßnitzdorf.
14. Feber 1783 Michael Fux beschwert sich beim Pfleger der alte Messner Christoph Brunner hätte gedroht, wenn er Mist ausfahre ihm die Räder zu zerhacken und ihn zu schlagen.
Der alte Messner bekennt, das im Zorn gesagt zu haben, aber zu schlagen habe er ihm nicht gedroht. Zeugen wären sein Aidam (Schwiegersohn Christoph Zöhrer), Pletz, Wurian, Zöhrerbauer und der Hammerkeuschler. „Lass mich nit aus meines Vaters Haus vertreiben, wann man mich bei einer Ort von dannen schafte, gehete er wiederum bei andern Ort herein. Er wolle sein Auskommen haben. Wohin mit Weib und Kindern Junge Leuten und in Summa 7 Personen.“ (Alte Ehepaar Messner, die Jungen, 2 Kinder Christoph 3 J. und Barbara 1 J., die 70jährige Schwester vom alten Messner)
15. Feber 1783 vom Gerichtspfleger Prandstetter Greifenburg an Kreisamt Villach:
Den Messnerleuten wurde auf ihr inständiges Bitten erlaubt über den rauhen Winter auf dem Besitz zu bleiben und sich ruhig zu verhalten. Doch jetzt wollen sie nicht weichen. Wie ist weiter vorzugehen?
März 1783 der Pfleger Prandstetter bittet darum den Zöhrer, gütig oder mit Gewalt, ihn und dessen Gerätschaften außer Haus zu bringen, mit 2 Mann Militär wegen befürchteter Gewalttätigkeit der Akatholiken.
Antwort vom Kreisamt Villach: Bewilligung der 2 Mann Militär gegen täglichen 3 X (Kreuzer) pro Kopf, mit der weiteren Bedeutung geordert, er Herr Pfleger mit aller Mäßigkeit zu gebrauchen, die Sache auf kein Exzessen ankommen zu lassen.
April 1783 Schreiben des Christoph Zöhrer, Messner an Steueramt Steinfeld Franz von Ankershofen:
Zeugen Christoph Winkler Moserwirt, Christoph Lilg, Martin Hofmann, Christoph Rohr bestätigen, daß die vlg Brunner ¼ Hube nicht nur Messner Haus sei, sondern ein Freistift Hübl gewesen sei, schon bevor der Missionarius in der Kirche tätig von St. Ermachor mit dem Meßner gekommen sei.
Juni 1783 Gubernium (Regierung) Graz an den Kreishauptmann:
Christoph Zöhrer habe sich beschwert, aber die Keusche sei zum Kirchendienst zugelassen worden und da er diesen vernachlässige, mache es ihn untüchtig zum Besitze solcher Realität.
Daraufhin musste die Familie Brunner/Zöhrer vom Besitz vlg Messner weichen und fand vorübergehend in Naggl 3 vlg Keuschler/ heute Tischler Zuflucht.
Michael Fux der katholische Messner und Schullehrer blieb am Weissensee und starb 1803 als Inwohner in Gatschach 15 beim Paschitzer.
Katholische Familien gab es zu der Zeit am Weissensee nur zwei: Roßmann vlg Jongg Gatschach 2 und Familie Buchacher Schmiedemeister in der Schmiedkeusche Neusach 14.
Wie die Messnerfamilie dann doch wieder zu ihrem angestammten Besitz kam in Teil 2.
©Fian Heidi
Quelle: Michael Skihar - Alte Ansichten vom Weißensee in Kärnten
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