Aus dem Kärntner Landesarchiv

Aus dem Kärntner Landesarchiv Akt Untertanen Oberdorf 2. April 1842

 

Ansuchen um Militärbeurlaubung des Mathias Fian vlg Purker Oberdorf 3

 

Ein Schreiben an die Bezirksobrigkeit Greifenburg des katholischen Pfarrers von Weißbriach zwecks Aufklärung und Berichterstattung betreffend der Situation beim vlg Purker:

 

Die Eltern des obigen Gemeinen sind Paul FyanBesitzer der Burgger Keusche Nr 3 zu Oberdorf am Weissensee bereits laut Taufschein im 76 Jahre von alter, und schwerer Arbeit sehr gebeugt, am linken Fuße ganz gelähmt, keiner, auch der unbedeutendsten Arbeit mehr tauglich.

 

Die Mutter, Susanna eine geborene Freidhoffer, bereits laut Taufschein in 79 Jahre alt, an beiden Augen ganz blind, schon seit 3 Jahren größtenteils bettliegericht, an Kerper ganz geschwächt, und folglich auch zu keiner Arbeit schon seit Jahren mehr tauglich;

 

Ihr ganzes Hube besteht in einer einfachen hölzernen Keusche, und einer unbedeutenden Waldabtheilung, und in 1/4tes Ansaat, daher sie ohne Hilfe ihrer Nachbarn verhungern darben müßten.

 

Das Elend dieser hilfsbedürftigen Alten ist so herzergreiffend, daß man kaum Worte genug auffinden könnte, um es ganz bildlich und wahrheitsbeständig schildern zu können.

 

Außer den in der Frage stehenden Gemeinen Mathias Fyan, welcher am 12ten April 1796 geboren ist, und der Taufschein bey sich hat, haben sie noch eine 42 Jahre alte Tochter Maria, verehelichte Moser vlg Aschner Keuschlerin Nr 14 zu Techendorf am Weissensee, welche 1 Stunde weit von ihren Eltern wohnt, selbst in sehr dürftigen Umständen verehelicht leben muß, daher sie auch ihre armen und betagten Eltern nicht unterstützen kann.

 

Der Soldat aber Mathias Fyan ist ein gelernter Zimmermann, hat als solcher bey der Glashütte in Tschernihaim, bey der Dor. Bartlmai Wodleyischen Gewerkschaft in der Gößering und Grünburg durch viele Jahre gearbeitet, und von dort aus auch seine armen Eltern Pünktlich und genügend unterstützet; daher es wohl erwünscht wäre, wenn selber durch hohe Gnade, zur Unterstützung seiner kranken, armen und hilflosen Greißen Eltern ehetunlichst beurlaubt werden möchte.“

 

Im Haus Purker lebte zu der Zeit noch der 21jährige Andreas Fian. Er ist ein unehelicher Sohn des Mathias Fian und der Maria Plattner. Andreas wächst als Knecht bei den Großeltern auf und übernimmt 1843 mit seiner Frau Maria Semmelrock, einer Techendorfer Hammerkeuschler-Tochter, die Purkerkeusche in Oberdorf.

 

Andreas Fian wird 1841 in einer Gerichtsakte angeklagt wegen unerlaubten Kartenspiels um Geld. Als Strafe bekam er 5 Stockstreiche, da er schon vorher in einer gerichtlichen Untersuchung gewesen war wegen einer Rauferei.

 

Die betagten Großeltern Paul Fian und Susanna starben 1844 und 1846.

 

©Fian Heidi

Quelle:  Michael Skihar -  Alte Ansichten vom Weißensee in Kärnten

 

Bild Michael Skihar

 

 

von rechts Oberdorf 22 Villa Christine, Oberdorf 3 vlg Purker, Oberdorf 4 vlg Pfeifer

Oberdorf 22 Villa Christine, Oberdorf 3 vlg Purker, Oberdorf 4 vlg Pfeifer
Bild Michael Skihar - von rechts Oberdorf 22 Villa Christine, Oberdorf 3 vlg Purker, Oberdorf 4 vlg Pfeifer